Das SIWF verfolgt das Ziel die ärztliche Weiterbildung neu auszurichten und in Zukunft kompetenz-basiert durchzuführen. Dieses Konzept soll anstelle der bisherigen Vorgabe von reinen Zahlen (Anzahl an Assessments pro Jahr, Anzahl Operationen) treten. Die Kompetenz-basierte medizinsche Weiterbildung (Englisch "competency-based medical education (CBME)") rückt den Fokus zunehmend auf das tatsächliche Können und die Erlangung von Kompetenzen jedes Einzelnen in verschiedenen Bereichen der ärztlichen Rollen, die im sogenannten CanMeds® Modell definiert sind und letztendlich dazu führen, der Rolle als Ärztin/Chirurg*in den heutigen Umfeld und Anforderungen gerecht zu werden.

Ein wichtigen Teil dieser CBME bilden die anvertraubaren professionellen Tätigkeiten (in Englisch «entrustable professional acitivity (EPA)»).

Dabei wird der Fortschritt der Person in Weiterbildung durch unterschiedliche Vorgesetzte im Hinblick auf die erlangte Selbstständigkeit (in Englisch «Level of Supervision») im Bezug auf die einzelne professionelle Tätigkeit evaluiert. Das SIWF übergibt die Umsetzung an die Fachgesellschaften, welche für die Definition der EPA’s und damit der Einführung einer kompetenzbasierten Weiterbildung verantwortlich sind. Das Swiss College of Surgeons plant die Einführung von EPA’s in die Weiterbildung zum Facharzt Chirurgie im neuen Core Surgical Curriculum (mit dem Ziel der Harmonisierung der chirurgischen Weiterbildung der ersten beiden Weiterbildungsjahren). Das Ziel ist somit die Überführung der Weiterbildungsordnung für den Facharzt Chirurgie in ein Kompetenz-basiertes Curriculum basierend auf EPA’s.

Direkt nach dem Beobachten einer Tätigkeit, welche als EPA im Weiterbildungsprogramm abgebildet ist, findet ein Feedback-Gespräch zwischen der Person in Weiterbildung und der supervidierenden Person statt. Ziel ist, für die Tätigkeit der Person in Weiter-bildung ein Selbstständigkeits- oder Kompetenz-Level für die nächste solche Tätigkeit zu attestieren. Dies geschieht in 5 Stufen:

Kompetenzlevel 1 - Beobachten:
Lernen durch Beobachten, aktives Assistieren einer Tätigkeit.

Kompetenzlevel 2 - Direkte Supervision:
Führt eine Tätigkeit, in Anwesenheit des Supervisors unter direkter Anleitung durch.

Kompetenzlevel 3 - Indirekte Supervision:
Führt eine Tätigkeit in Anwesenheit des Supervisors weitgehend selbständig durch. Der Supervisor greift nur bei Bedarf ein.

Kompetenzlevel 4 - Entfernte Supervision:
Kann Eine Tätigkeit selbständig durchführen. Der Supervisor ist nicht direkt anwesend aber bei Bedarf direkt Verfügbar.

Kompetenzlevel 5 - Andere supervidieren:
Kann eine Tätigkeit anderen supervidieren.

Die Einführung von EPA's in den chirurgischen Disziplinen wird am Anfang der Weiterbildung begonnen. Mit der Harmonisierung der ersten beiden Jahren der chirurgischen Weiterbildung im Core Surgical Curriculum des Swiss College of Surgeons nehmen die EPA's eine wichtigen Stellenwert ein und sind bereits fortgeschritten in der Entwicklung. Sie bilden die Basistätigkeiten ab, die von allen Anwärtern einer chirurgischen Laufbahn (Urologie, Handchirurgie, Thoraxchirurgie, Gefässchirurgie, Kinderchirurgie & Chirurgie) erwartet werden und sollen zukünftig in das Gesamtkonzept der Weiterbildung zum Facharzt Chirurgie eingebettet sein.

Da das SIWF keine Weiterbildungsordnungen mehr akzeptiert, welche nicht auf dem Grundgedanken der Kompetenz-basierten Weiterbildung (CBME) unter Einschluss von EPA's basiert, hat die SGC eine Arbeitsgruppe für die Einführung von EPA's eingesetzt. Diese soll die EPA's für den Facharzttitel Chirurgie ausarbeiten inklusive der zu erreichenden Kompetenzen für den Facharzttitel Chirurgie. Die SGC hat zur Koordination eine 20% Anstellung besetzt welche für ein Jahr begrenzt ist und von KD Dr. med. Henning Fischer, Co-Chefarzt Notfallzentrum, Luzern besetzt ist. Dieser arbeitet aktuell zusammen mit einer Kerngruppe von Fachexperten der SGC die EPAs aus, welche später die Grundlage für die Revision des Facharztcurriculums bilden werden.